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Wieder über Frieden sprechen – Bericht vom People’s Peace Summit 2025

Wieder über Frieden sprechen und konkrete Wege zu einer besseren Zukunft aufzeigen. Das war das Motiv hinter dem Friedensgipfel “People’s Peace Summit”, der am 8. und 9. Mai 2025 in Jeursalem stattfand. Die zweitägige Konferenz mit über 7.000 Teilnehmenden wurde von der “It’s Time”-Koalition organisiert, zu der mehr als 60 zivilgesellschaftliche Organisationen gehören. Nach 586 Tagen Krieg war die Veranstaltung mit jüdischen und palästinensischen Teilnehmengen ein Hoffnungsschimmer und ein Raum für Menschen, die sich gemeinsam für ein Ende der Gewalt und eine bessere Zukunft einsetzen.

Mehr als 7.000 Menschen nahmen an der Konferenz in Jerusalem teil, wie hier im Hauptsaal.
Mehr als 7.000 Menschen nahmen an der Konferenz in Jerusalem teil. Foto: Mati Milstein für NIF, all rights reserved.

Wir sind sehr stolz, dass der “People’s Peace Summit” vom New Israel Fund (NIF) finanziert und von unserer Kollegin Tami Yakira im Programmbereich “Shatil” des NIF Israel maßgeblich organisiert wurde.

Im Gespräch mit der israelischen Zeitung Local Call erklärt Tami ihre Motivation: „Angesichts einer so entsetzlichen und schrecklichen Realität“, sagte sie, “handelt jeder von uns nach bestem Wissen und Gewissen, um zu versuchen, die Realität zu verbessern. Es ist sehr wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen und nicht wegzuschauen, wenn in Gaza massiv getötet, gehungert und Verbrechen begangen werden – aber noch wichtiger ist es, zu versuchen, diese Realität zu ändern, den Krieg und die Schrecken zu beenden, politischen Einfluss zu entwickeln und zu versuchen, aus dem tiefen Abgrund herauszukommen, in dem wir uns befinden. Die Balance zu finden zwischen dem Wunsch, die Realität zu reflektieren und ihr einen Spiegel vorzuhalten, und dem Wunsch, die Realität zu verändern und sie zu beeinflussen, ist eine ständige Aufgabe. Keiner von uns hat die genaue Formel. Diese [Konferenz] ist eine offene Einladung, gemeinsam weiter nach diesem Gleichgewicht zu suchen.”

 

Am ersten Tag des Friedensgipfels standen Führungen, Filmvorführungen, Workshops, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen mit etablierten und neu entstehenden Kultur- und Bildungseinrichtungen in Jerusalem auf dem programm. Die Teilnehmer tauchten in die Sprache des Friedens ein und entwickelten Fähigkeiten, um sich in ihrem täglichen Leben für den Frieden einzusetzen. Am Hebrew Union College’s Jewish Institute of Religion zum Beispiel nahmen Familienmitglieder aller Altersgruppen an Programmen wie „Draw Me Hope: An Art, Activism, and Nonviolence Workshop“ und „Writer’s Space“ teil, wo sie lernten, Themen der sozialen Gerechtigkeit und des Friedens über Storytelling zu vermitteln.

Am frühen Donnerstagabend sprachen die international bekannten Friedensaktivisten Maoz Inon und Aziz Abu Sarah über ihre Initiative „Frieden bis 2030“. Maoz, dessen Eltern Bilha und Yaacobi am 7. Oktober 2023 ermordet wurden, und Aziz, der seinen Bruder in der ersten Intifada verloren hat, beschrieben, wie sie ihre persönlichen Erfahrungen mit Verlust und Schmerz in Engagement für Frieden verwandelt haben.

Maoz Inon und Aziz Abu Sara stehen Arm und Arm auf einer Bühne beim "People's Peace Summit"
Maoz Inon und Aziz Abu Sarah beim “People’s Peace Summit” am 8. Mai 2025 in Jerusalem. Foto: Mati Milstein für NIF, all rights reserved.

Sie betonten, dass es für die Wiederbelebung der Friedensbewegung ehrliche und starke Partnerschaftenbrauche: “Um eine echte Partnerschaft aufzubauen, muss man in der Lage sein, auch die schwierigen Themen anzusprechen. Es ist keine echte Freundschaft, wenn man sich nicht traut, die schwierigen Fragen zu stellen”. Zur Veranschaulichung dieses Punktes erzählte Aziz, wie er seinen Vater mal zu einer Veranstaltung mitnahm, bei der der Vater eine Frage stellte, in der er den Holocaust in Teilen zu leugnen schien. Anstatt defensiv zu reagieren, sah der jüdische Moderator der Veranstaltung die Frage als das, was sie war – eine Lernmöglichkeit. Nach der Veranstaltung arrangierte der Moderator für Aziz’ Vater (und andere neugierige palästinensische Friedensaktivisten) einen Besuch des israelischen Holocaust-Museums Yad Vashem und eine separate Veranstaltung für jüdische Israelis, um etwas über die Nakba zu erfahren.

Am zweiten Tag hatten Friedensorganisationen und Grassroot-Initiativen, Künstler:innen und Autor:innen die Möglichkeit, ihre Arbeit vorzustellen. Während der Plenarsitzung riefen Überlebende des 7. Oktober, palästinensische und israelische Friedens- und Menschenrechtsaktivist:innen, internationale Gäste und Künstler:innen gemeinsam auf Hebräisch und Arabisch dazu auf, den Krieg zu beenden, die Geiseln nach Hause zu bringen und auf Frieden zu bestehen. In einer Schweigeminute erhoben sich alle Anwesenden von ihren Plätzen, um allen Menschen – Israelis und Palästinenser:innen –  zu gedenken, die seit dem 7. Oktober 2023 ihr Leben verloren haben.

“Wir sagen nicht nur Nein zum Krieg. Wir sagen Ja zum Aufbau eines besseren, stärkeren Friedenslagers”, sagte einer der Redner. Ein Beweis für die Dringlichkeit der Initiative “It’s Time” waren die aufgezeichneten Botschaften des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, und des Vorsitzenden der Demokratischen Partei, Yair Golan, sowie von Abgeordneten verschiedener Parteien in Israel. Anschließend hatten die Teilnehmer die Wahl zwischen verschiedenen Podiumsdiskussionen, musikalischen Darbietungen und Workshops, die von Friedensaktivisten und Politikexperten geleitet wurden.

Der Friedensgipfel ist nicht der Abschluss sondern nur ein weiterer Höhepunkt der Aktivitäten der “It’s time”-Koalition, die NIF weiterhin unterstützen wird.

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