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Die demokratische israelische Zivilgesellschaft – ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023

Wann: 5. November, 17-20 Uhr
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Der 7. Oktober 2023 war und ist ein traumatisches Ereignis für die israelische Gesellschaft. Nie zuvor sind seit der Gründung des Staates an einem einzigen Tag so viele Israelis getötet, verletzt und entführt worden. Nie zuvor kam es im Konflikt mit den Palästinenser*innen zu einem ähnlichen Kontrollverlust der Armee in Teilen des Landes. Das Massaker der Hamas und anderer islamistischer Gruppen beeinflusst auch heute – ein Jahr später – den Alltag der Menschen in Israel.

Die Betroffenen im Süden und Norden Israels, die ihre Häuser und Dörfer verlassen mussten, die Angehörige verloren haben und um das Leben der Geiseln bangen, fühlen sich von der israelischen Regierung im Stich gelassen. Bis heute leisten zivilgesellschaftliche Gruppen konkrete Hilfe vor Ort: Sie versorgen die Binnengeflüchteten mit dem Nötigsten, bieten psychologische Betreuung an und unterstützen die Angehörigen der Geiseln. Oftmals handelt es sich dabei um dieselben Gruppen, die vor dem 7. Oktober 2023 monatelang gegen den Justizumbau der ultranationalistischen Regierung von Benjamin Netanjahu protestiert haben. 

Kritiker*innen der Netanjahu-Regierung werfen ihr vor, seit dem 7. Oktober wenig für die vom Massaker der Hamas und dem Krieg betroffenen Menschen getan zu haben. Im Gazastreifen ist eine noch nie dagewesene Zahl von Palästinenser*innen getötet, verletzt und vertrieben worden. Dieser Krieg gegen die Hamas hat zwar den Raketenbeschuss aus dem Gaza-Streifen reduziert. Die Befreiung der meisten Geiseln steht jedoch aus. Netanjahu führe einen Krieg ohne jeden politischen Plan für den Tag danach, lautet ein häufiger Vorwurf. Einen Krieg, der zum Selbstzweck geworden sei, um die Regierung und den Premierminister an der Macht zu halten. 

All das stellt die demokratischen Kräfte der israelischen Zivilgesellschaft vor enorme Herausforderungen. Zwar gab es mittlerweile wieder große Demonstrationen gegen die Regierung und für einen Geisel-Deal. Politische Alternativen mit Aussicht auf eine Mehrheit in der Knesset gibt es aber derzeit kaum. 

Anlässlich des ersten Jahrestages des Hamas-Massakers wollen wir gemeinsam mit jüdischen und palästinensischen Aktivist*innen und Expert*innen aus Israel darüber sprechen, wo die demokratische Zivilgesellschaft in Israel ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023 steht. Wie wirken zivilgesellschaftliche Gruppen auf eine Gesellschaft ein, die von Trauma, Angst, Verwirrung und Polarisierung geprägt ist? Welche Rolle spielt dabei die Frage der entführten Geiseln? Wie blicken israelische Aktivist*innen auf den Krieg in Gaza und die zunehmende Eskalation im Westjordanland und im Libanon? Wie gehen sie mit den Anfeindungen von rechten israelischen Organisationen, um? Welche Unterstützung erhält und wünscht sich die demokratische Zivilgesellschaft aus dem Ausland? Wie hat der 7. Oktober 2023 die Perspektiven auf eine Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts verändert?

Begrüßung:

  • Jan Philipp Albrecht, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
  • Jörn Böhme, Co-Vorsitzender New Israel Fund Deutschland

Mit:

  • Naomi Chazan, Israelische Wissenschaftlerin, Aktivistin und Politikerin
  • Yonatan Zeigen, From Grief to Peace Activism
  • Shira Livne, Association for Civil Rights in Israel – ACRI
  • Yeela Raanan Livnat, Regional Council for Unrecognized Villages
  • Sasha Misheritzky, Tzedek Centers
  • Lina Qasem-Hassan, Physicians for Human Rights Israel – PHR

Moderation: Christian Meier, Korrespondent Frankfurter Allgemeine, Tel Aviv

Sprache: Englisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung organisiert.

 

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