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Yonathan Zeigen über Parents‘ Circle Families Forum: Den Schmerz der anderen Seite anerkennen

Yonathan Zeigen engangiert sich beim Parent’s Circle Families Forum (PCFF), eine Graswurzelorganisation von palästinensischen und israelischen Familien, die Familienangehörige durch den Konflikt verloren haben. Die PCFF sieht Versöhnung als eine Voraussetzung für dauerhaften Frieden. Bei der Veranstaltung “Die demokratische israelische Zivilgesellschaft ein Jahr nach dem 7. Oktober” von NIF Deutschland und Heinrich Böll Stiftung am 5. November in Berlin, hielt Yonathan eine Keynote mit dem Titel: “From grief to peace activism”.

Yonathan Zeigen am 5. November 2024 in Berlin
Yonathan Zeigen am 5. November 2024 in Berlin, Foto: NIF Deutschland

Warum bist du dem Parents‘ Circle beigetreten ?

Ich bin der Organisation beigetreten, weil ich das Gefühl habe, dass sie den Menschen die Möglichkeit gibt, ihre Trauer in einen Kontext zu stellen. Dass sie nicht nur einen persönlichen Verlust erleiden, sondern dieser Teil eines größeren Zusammenhangs ist und ein Preis, den wir eigentlich nicht für einen Konflikt zahlen sollten, der schon vor langer Zeit hätte beendet werden müssen. Und wenn wir diesen Kontext anerkennen, dann werden wir zum Handeln gezwungen. Ich denke, dass diese Erkenntnis zusammen mit der Tatsache, dass es sich um eine gemeinsame Organisation von trauernden Israelis und trauernden Palästinensern handelt, die Barriere und die Vorstellung überwinden hilft, dass wir zwei absolut verschiedene Seiten sind, die sich bekämpfen. Wenn wir den Schmerz des anderen anerkennen, wenn wir erkennen, dass Schmerz und Verlust universell sind, dann können wir eine Perspektive einnehmen, die versucht, ein Problem zu lösen, statt von zwei Völkern auszugehen, die sich bekämpfen.

Sie haben bei dem terroristischen Überfall am 7. Oktober Ihre Mutter verloren. Was hat das in Ihrem Leben verändert?

Ich habe meine Haltung geändert. Meine Überzeugungen habe ich nicht geändert, aber ich habe die Art und Weise geändert, wie ich mein Leben lebe. Denn vorher habe ich versucht, an der Vorstellung festzuhalten, dass wir ein normales Leben führen können, während die Besatzung und der Konflikt weitergehen. Der 7. Oktober 2023 hat meine Seifenblase zum Platzen gebracht, mich tief verletzt und dazu gebracht, mich für Veränderungen zu engagieren und das zu tun, was ich dafür tun kann.

Was ist Ihre persönliche Quelle der Hoffnung?

Für mich ist es die Tatsache, dass ich eine Aufgabe habe. Hoffnung ist für mich die Aktion selbst. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein Ziel habe, wenn ich das Gefühl habe, dass ich auf etwas hinarbeite, dann schafft das Hoffnung, und ich habe das Gefühl, dass es auch in den Kreisen um mich herum Hoffnung auslöst. Hoffnung ist also nicht etwas, das ich finde, sondern etwas, das ich schaffe.

English:

Yonathan Zeigen is involved in the Parent’s Circle Families Forum a grassroots organization of Palestinian and Israeli families who have lost family members to the conflict. The PCFF sees reconciliation as a prerequisite for lasting peace.

Why did you join the Parents` Circle ?

I joined the Parents Circle because I feel that they give the opportunity for people to recognize a context of their grief. That it is not just a personal loss. It is a part of a greater context and a price we should not pay to a conflict that should have ended a long time ago. And when we do recognize it, then we are driven into action. And I think that the combination of this recognition and the fact that it is a joint organization of Israelis and Palestinians who deal with bereavement, that overcomes the barrier and the notion that we are two absolute sides that are fighting. When we recognize each other‘s pain and when we recognize that pain and loss are universal, then we can shift our minds into a group trying to solve a problem instead of two peoples in a clash.

You lost your mother because of Oct 7.  How did this change your life?

I did change my mind. I did not change my convictions but i did change the way to live my life. Because before I tried to hold on to the fantasy that we can live normal lives while the occupation is continuing, while the conflict is continuing. And that shattered my bubble and made me feel very deep hurt and o feel vested in change and to contribute what i can to change.

What is your personal source of hope?

For me it is the fact, that i have a mission. Hope for me is the action itself. When i feel i have a purpose, when i feel i am working towards something, then that creates hope and i feel that it also creates hope in the circles around me. So hope is not something i find, it is something i create.

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