Yeela Raanan Livnat arbeitet für den Regional Council for Unrecognized Villages (RCUV), eine zivilgesellschaftliche Organisation, die demokratisch gewählt, die Stimme von 150.000 Bürgerinnen Israels aus 46 staatlich nicht anerkannten Beduinendörfern in der Negev vertritt. Bei der Veranstaltung “Die demokratische israelische Zivilgesellschaft ein Jahr nach dem 7. Oktober” von NIF Deutschland und Heinrich Böll Stiftung am 5. November 2024 in Berlin, berichtete Yeela davon, wie die Terrorangriffe vom 7. Oktober und der anhaltende Krieg die beduinischen Bürger:innen Israels ins besonderer Weise getroffen hat.
Wie unterstützt Ihre Organisation beduinische Bürger:innen Israels?
Die 100.000 beduinischen Einwohner der nicht anerkannten Dörfer erhalten von der Regierung nicht das, was jeder andere Bürger erhält, der Teil einer Gemeinde ist – weder die Dienstleistungen noch die Möglichkeit, ihre Stim einzubringen. Der RCUV ist daher die einzige Organisation, die ihnen gehört und zu der sie ihre Vertreter schicken.
Was hat sich seit dem 7. Oktober in Ihrer Arbeit geändert?
Ich denke, dass es schon vorher wichtige Veränderungen gab, als Itamar Ben Gvir Minister für nationale Sicherheit wurde. Denn er erhielt viel Macht, um zu tun, was er will. Eine Sache, die er im Negev tut, ist, Häuser abzureißen und Dörfer zu zerstören. Das ist eine große Veränderung für die Gemeinschaft, mit der ich arbeite. Außerdem sind die Beduinen in den nicht anerkannten Dörfern seit dem 7. Oktober von allen israelischen Bürgern am stärksten durch die Raketen gefährdet. Es wurden verhältnismäßig mehr Menschen in den Dörfern getötet, weil es keine Schutzräume und andere Schutzmöglichkeiten gibt.
Es ist also eine doppelte Krise: Einerseits hat Ben Gvir die Macht, sehr gewalttätig gegen die Gemeinden vorzugehen, andererseits leiden die Gemeinden stark unter dem Krieg gegen Gaza. Das ist eine Kombination, die für die Beduinen im Negev sehr schädlich und schmerzhaft ist.
Was ist Ihre Quelle der Hoffnung?
Die Geschichte! Wenn ich mir die Geschichte anschaue, dann kann ich in den meisten Fällen sehen, dass letztendlich Gerechtigkeit und Frieden durchgesetzt wurden. Und ich hoffe, dass dies mit dem, was wir die ganze Zeit über tun, und mit unseren Partnern überall, auch bei uns der Fall sein wird.
Foto: Yossi Zamir, 2022 via Shatil Stock
English:
Yeela Raanan Livnat works for the Regional Council for Unrecognised Villages (RCUV), a democratically elected grassroots civil society organisation representing the voice of 150,000 citizens from 46 unrecognised Bedouin villages in the Negev. At the event ‘The democratic Israeli civil society one year after 7 October’ organised by NIF Germany and the Heinrich Böll Foundation on 5 November 2024 in Berlin, Yeela reported on how the terrorist attacks of 7 October and the ongoing war have affected the Bedouin citizens of Israel in a special way.
How does your organisation support Bedouin citizens of Israel?
The 100.000 residents of the unrecognized villages do not receive from the government what every other citizen receives, who is part of a municipality. For that they do not have the services nor ability to speak about what they need. The RCUV is therefore the only organization that is theirs, that they send their representatives to, because they do not have what other citizen have.
What changed in your work since Oct 7 ?
I think important changes happened already before, when Itamar Ben Gvir became the National Security Minister. Because he gained a lot of power to do whatever he wishes. One thing he does in the Negev is to demolish homes and to destroy villages. That is a huge change for the community i work with. In addition, since Oct. 7, the Bedouin community of the unrecognized villages has been the most vulnerable of all Israeli citizens to the missiles. There have more people been killed in the villages because the lack of shelters and other means of protection.
And so we have both things happen: on one hand Ben Gvir got the power to be very violent towards the communities, while the communities also suffer most from the war with Gaza. That is a combination which is very harmful and painful for the Bedouin community in the Negev.
What is your source of hope ?
History ! When I look at history, then eventually in most cases of history I can see that justice and peace came through. And I am hoping that with what we are doing all the time and with our partners everywhere, that this will also be the case for us.